2Täuferbewegung und Reformation
Die Mennoniten gehen zurück auf die reformatorische Täuferbewegung, die im frühen 16. Jahrhundert entstanden ist. Die Reformation war äußerst plural. Neben Martin Luther, auf den sich die Lutheraner beziehen, und Ulrich Zwingli, auf den sich die Reformierten berufen, gab es mit Balthasar Hubmaier, Hans Hut, Pilgram Marpeck, Jakob Huter und Menno Simons auch Reformatoren mit täuferischer Ausrichtung.
Für die Täufer wie für die Lutheraner und die Reformierten war die Bibel die Grundlage des Glaubens. Alle teilten die Auffassung, dass der dreieinige Gott den Menschen in seiner Gnade Zuwendung und Anerkennung schenkt.
Wie sich jedoch christliches Leben konkret gestalten sollte – darüber gab es unterschiedliche Auffassungen. So waren die Täufer davon überzeugt, dass ein Christ keine Waffen tragen, gewaltfrei leben und keine Eide leisten soll. Zudem plädierten sie für eine konsequente Trennung von „Staat“ und Gemeinde und praktizierten die Glaubens- oder Erwachsenentaufe, was ihnen den negativen und diffamierenden Namen „Wiedertäufer“ gab.
Die erste täuferische Glaubens- oder Erwachsenentaufe fand am 21. Januar 1525 in Zürich statt.
Da die täuferischen Glaubensüberzeugungen in ihrer Zeit äußerst nonkonform waren und Ängste vor Aufstand und Rebellion weckten, wurden die Täufer von Anfang an hart verfolgt. Sie wurden entweder hingerichtet oder des Landes verwiesen. 1529 legte das Mandat von Speyer für das gesamte Heilige Römische Reich deutscher Nation die Todesstrafe für „Wiedertaufe“ fest.
nachgeforscht
1527 versammelten sich täuferische Prediger in Schleitheim (Schweiz), um Grundlagen und gemeinsame Überzeugungen der bereits sehr vielfältigen täuferischen Bewegung zu besprechen. Ergebnis waren die „Artikel von Schleitheim“.
Hier der Artikel 1 über die Taufe:
„Zum ersten merkt Euch über die Taufe: Die Taufe soll allen denen gegeben werden, die über die Busse und Änderung des Lebens belehrt worden sind und wahrhaftig glauben, dass ihre Sünden durch Christus hinweggenommen sind, und allen denen, die wandeln wollen in der Auferstehung Jesu Christi und mit ihm in den Tod begraben sein wollen, auf dass sie mit ihm auferstehen mögen, und allen denen, die es solcher Meinung von uns begehren und von sich selbst aus fordern. Damit wird jede Kindertaufe ausgeschlossen, des Papstes höchster und erster Greuel. Dafür habt ihr Beweise und Zeugnisse in der Schrift und Beispiele bei den Aposteln (Matth. 28, 19; Mark. 16, 16; Apg. 2, 38; 8, 36 f.; 16, 31-33; 19, 4 f.). Dabei wollen wir einfältig, aber doch fest und mit Gewissheit bleiben.“
Quellenangabe:
Urs B. Leu/Christian Scheidegger (Hg.), Das Schleitheimer Bekenntnis 1527, Zug o.J., S. 66 f.
nachgehört
Das „Hutterische Geschichtbuch“ berichtet retrospektiv über die erste täuferische Glaubenstaufe Ende Januar 1525 in Zürich.
Hutterisch gelesen!
Quellenangabe:
Geschichtbuch der Hutterischen Brüder, hg. von Rudolf Wolkan, Macleod, Alb 1923, S. 35
nachgeforscht
Wenige Tage nach der ersten Taufe in Zürich fanden Taufen in Zollikon statt. Aus einem Verhör ein Bericht über den Ablauf einer dieser Taufen.
„Und under anderem, wie sy mit einanderen rettind und lang leßind, da stunde Hans Bruggbach von Zumingen uff, weinete und schrüyve, wie er ein großer Sünder were und das sy gott für inn bettind. Da fragte inn Blawrock, ob er der gnad gots begerte, spreche er ja. Da stunde Mantz uff und seiti: ‚Wer will mir weren, das ich den nit touffe?‘ Da antwurte Blawrock: ‚Niemandt!‘ Neme also ein getzi mit waßer und touffte inn im namen gott vatters, gott suns, gott helgen geists. Demnach stunde Jacob Hottinger uff, begerte des touffs. Den touffte Felix Mantz ouch.“
Quellenangabe:
Leonhard von Muralt/Walter Schmid (Hg.), Quellen zur Geschichte der Täufer in der Schweiz, 1. Bd., Zürich 1952, S. 42.
nachgehört
1529 wurden angeblich über 400 Täufer in Alzey hingerichtet. Die hutterische Chronik berichtet retrospektiv über die Ereignisse in Alzey.
Hutterisch gelesen.
Quellenangabe:
Hutterische Chronik, nach: Manfred Krebs (Hg.), Quellen zur Geschichte der Täufer, 4. Bd., Gütersloh 1951, S. 141 f.
nachgeforscht
Der „Märtyrer-Spiegel“, erstmals 1660 in holländischer Sprache herausgegeben, illustriert die Ereignisse in Alzey. Der Kupferstich stammt von Jan Luyken.
Quellenangabe:
Thielem J. van Braght, Der blutige Schauplatz oder Märtyrer-Spiegel der Taufgesinnten oder Wehrlosen Christen, die um des Zeugnisses Jesu, ihres Seligmachers willen gelitten haben und getödtet worden sind, Amsterdam 1685, Buch 2, S. 30.
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