5Ansiedlung westpreußischer Mennoniten auf dem Weierhof
Im Haus Crayenbühlstr. 9 (Ins Schowalters) wohnte Johannes Driedger. Seine Biografie erinnert an die mennonitischen Gemeinden in den polnisch-preußischen Gebieten an der Ostsee (Westpreußen). Dort waren im 16. Jahrhundert Täufer aus den Niederlanden eingewandert. Bis zum frühen 20. Jahrhundert bestand in Westpreußen das größte mennonitische Siedlungsgebiet. 1945 mussten die Mennoniten jedoch mit dem Vordringen der sowjetischen Armee flüchten; einige von ihnen fanden auf dem Weierhof eine neue Heimat.
Der Zuzug sorgte dafür, dass die Mennonitengemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg fast auf die doppelte Mitgliederzahl anwuchs.
Am Ende des Friedhofs befindet sich ein großes Holzkreuz, das 1952 errichtet wurde. Es ist dem Gedenken an die Toten gewidmet, die auf den Friedhöfen in der alten Heimat West- und Ostpreußens 1945 bei der Flucht zurückgelassen werden mussten.
Aus dem Projekt Predigerbildung wurde das heutige Gymnasium. Am Gymnasium befindet sich eine Täuferspuren-Tafel, die weitere Einblicke in die Geschichte des Gymnasiums gibt (an der Ostseite des Parkplatzes).
nachgehört
1846 beschreibt Carl Harder bei seinem Bericht über den Weierhof auch die Gastfreundschaft der Bewohner und Bewohnerinnen.
Carl Harder war Prediger der Mennonitengemeinden Königsberg, Neuwied und Elbing. In Neuwied war er zudem Hauslehrer der Prinzessin Elisabeth zu Wied, der späteren Königin von Rumänien, auch bekannt unter dem Künstlernamen Carmen Sylva.
Der Text stammt aus:
Carl Harder, Die Mennonitengemeinde auf dem Weyerhof, in: Monatsschrift für die evangelischen Mennoniten, Oktober 1846, S. 4-8
nachgeforscht
1786 beschreibt der Theologe D. Wilhelm Crichton die Mennoniten in West- und Ostpreußen folgendermaßen:
Wegen ihrer Sitten haben die Mennoniten ein gutes Lob. Es ist eine lesenswürdige, und für sie ehrenvolle Erklärung, die der von Beuning gegen den von Turenne that, als dieser die Duldung so vielerley Religionen in den vereinigten Niederlanden misbilligte. Bayle hat sie uns aufgehoben – „Warum wollten sie wohl, sagte er, daß man sie nicht dulden sollte? Es sind die ehrlichsten und gefälligsten Leute von der Welt: sie trachten nach keinen Ehrenämtern, sie begegnen keinem Ehrgeitzigen auf seinem Wege; sie legen uns durch ihre Mitwerbung und Kunstgriffe keine Hindernisse in den Weg. Es wäre zu wünschen, daß in der ganzen Welt die Hälfte der Einwohner sich ein Gewissen machte, nach Bedienungen zu streben: die andere Hälfte würde mit weniger Mühe dazu gelangen, und nicht so viel listige, niederträchtige und unerlaubte Mittel anwenden dürfen. Wir haben keinen Aufruhr von einer Secte zu befürchten, welche unter ihre Glaubensartikel setzt, daß es niemals erlaubt sey, Waffen zu tragen. Was verschaffet dieses einem Regenten nicht für Gemüthsruhe, wenn er versichert ist, daß ein solcher Zaum die Aufwiegler unter seinen Unterthanen zurückhält; sie mögen mit Auflagen und Schätzungen belegt seyn, wie sie wollen? Die Mennonisten zahlen ihren Theil zu allen Auflagen des Staats. Weiter brauchen wir nichts: hievon unterhalten wir Kriegesvolk, welches uns bessere Dienste thut, als wenn sie selbst Soldaten wären. Sie geben uns ein gutes Beyspiel mit ihren einfältigen Sitten; sie legen sich auf Künste und Handlung, und verschwenden ihr Erbtheil und erworbenes Gut nicht. So verhält man sich bey andern Gemeinschaften nicht: die Wollust und der eitle Aufwand sind eine beständige Quelle des Aergernisses, und der Schwächung des Staats. Sie wollen aber nie einen Eid schwören? Desto besser. Das Ansehen der Richterstühle leidet dadurch nicht den geringsten Abbruch. Diese Leute halten sich durch ihre blosse Versprechung die Wahrheit zu sagen so verpflichtet, als wenn sie einen Eidschwur gethan hätten. Der ganze Nutzen der geleisteten Eidschwüre bestehet darinnen, daß ein Mensch, der demselben zuwider handelt, eine härtere Strafe von Gott befürchtet, und sich der Schande und leiblichen Bestrafung von Seiten der Menschen aussetzet. Die Mennonisten befürchten eben dasselbe, wenn sie nach ihrem gethanen Versprechen, die Wahrheit zu sagen, lügen.“
Quellenangabe:
D. Wilhelm Crichton, Geschichte der Mennoniten, Königsberg 1786, fol. A5 f.
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