6Geistliches Leben
Erst 1837 durften die Mennoniten auf dem Weierhof die erste richtige Kirche bauen, die auch tatsächlich wie eine Kirche aussah. Allerdings fehlt, wie dies für mennonitische Kirchen typisch ist, ein Glockenturm. Generell sind mennonitische Kirchen sehr schlicht gehalten.
1835 stellte die Gemeinde den ersten hauptamtlichen Prediger an, der an einer Universität studiert hatte: Hermann Reeder. Damit trennten sich die Weierhöfer Mennoniten von einer langen Tradition ehrenamtlicher Laienpredigt. Bis dahin war es üblich gewesen, dass aus den Brüdern der Gemeinde Prediger gewählt wurden. Aus ihren Reihen wiederum wurde ein Ältester erwählt, der das Abendmahl austeilte und taufte.
Zu den mennonitischen Glaubensüberzeugungen gehört bis heute die Glaubenstaufe: Ein Mensch soll erst getauft werden, wenn er seinen Glauben auch bekennen kann. Allerdings verzichten Gemeinden der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) heute darauf, neue Mitglieder „wiederzutaufen“, wenn diese aus einer anderen konfessionellen Tradition stammen.
Zudem halten die Mennoniten das Laienpriestertum hoch, d.h. alle Aufgaben in der Gemeinde werden auch von Gemeindegliedern wahrgenommen; Pastoren und Pastorinnen gelten als „Gleiche unter Gleichen“. Darüber hinaus sind alle mennonitischen Ortsgemeinden eigenständig. Die AMG ist lediglich ein Dachverband.
Was glauben Mennoniten heute?
500 Jahre Täufertum – eine lange Zeitspanne! Es ist sicher richtig und wichtig, sich der Wurzeln zu erinnern. Nichts desto trotz sollte man auch einen Blick auf die aktuelle Mennonitengemeinde werfen.
Auf dem Weg über die Treppen hoch in die Weierhöfer Mennonitenkirche erwarten Sie/Dich aktuelle Aussagen zu folgenden Fragen:
- Wie hast Du die Mennoniten kennengelernt?
- Was ist Dir bei den Mennoniten wichtig geworden?
- Warum bist Du heute in der Gemeinde Weierhof?
Lasst Euch / Lassen Sie sich überraschen, wie vielfältig die Statements sind.
Viel Spaß beim Lesen!
nachgeforscht
Eine Gemeindeordnung von 1540 hält fest:
Zum andern: Wenn sie zusammenkommen, sollen sie, wo kein besonderer Vorsteher ist, einen unter sich, wen sie für tauglich ansehen, freundlich und lieblich ermahnen, ihnen nach seiner von Gott empfangenen Gabe zu lesen oder zu sagen, oder es soll sich sonst einer selbst aus Liebe zur Verfügung stellen zum Dienst. Und es kann einer nach dem andern – je nachdem, welchen etwas gegeben ist, wie Paulus lehr (1. Kor. 14) – reden und seine Gaben darlegen zur Besserung der Glieder, damit unsere Gemeinde nicht gleich sei den Falschberühmten, da nur einer und sonst keiner reden darf. Vorher aber, ehe sie anfangen zu reden, sollen sie auf ihre Knie fallen (1. Tim. 2, 1) und treulich zum Herrn rufen, daß er ihnen gebe, fruchtbar zu reden; und am Schluß einander fleißig ermahnen, nach des Herrn Sinn zu wandeln und beständig bei ihm zu bleiben, treulich zu wachen, auf den Herrn zu warten, bis er kommt (Matth. 24, 42; 26, 41; Luk. 12, 35 ff.), daß wir vor ihm für unsträflich befunden werden (Phil. 2, 15) und damit wir auch nicht allein hier, sondern vielmehr in jener Welt im Herrn bei- und miteinandern sein und uns auch ewiglich freuen können (Jes. 4, 2 ff.). So sollen sie auch abermals, ehe man auseinandergeht, zum Herrn rufen und bitten für alle Mitglieder, auch Notdürftigkeit, und für alle Menschen nach der Anweisung unseres lieben Bruders Paulus (1. Tim. 2, 1 ff.), auch danksagen um alle empfangene Gabe und Guttaten Gottes (1. Thes. 5, 17 f.), auch zu Zeiten nach Gelegenheit, ehe sie auseinandergehen (wie gesagt), das Brot miteinander brechen zum Gedächtnis des Todes des Herrn (1. Kor. 11, 24).
Quellenangabe:
Heinold Fast, Der linke Flügel der Reformation Bremen 1962, S. 132 f.
nachgehört
1846 beschreibt Carl Harder bei seinem Bericht über den Weierhof die Gottesdienste. Carl Harder war Prediger der Mennonitengemeinden Königsberg, Neuwied und Elbing. In Neuwied war er zudem Hauslehrer der Prinzessin Elisabeth zu Wied, der späteren Königin von Rumänien, auch bekannt unter dem Künstlernamen Carmen Sylva.Der Text stammt aus:
Carl Harder, Die Mennonitengemeinde auf dem Weyerhof, in: Monatsschrift für die evangelischen Mennoniten, Oktober 1846, S. 4-8
Die zehn Stationen

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